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CAD in der Ausbildung und bei Prüfungen

Benjamin Reulein

Benjamin Reulein ist Fachlehrer an dem beruflichen Schulzentrum Altmühlfranken in Gunzenhausen. Seit 2021 vertritt er als kooptiertes Mitglied den Regierungsbezirk Mittelfranken im Entwicklerteam Zimmererprüfungen (ETZP) und im Berufsbildungsausschuss des LIV. Im Prüfungsausschuss Ansbach- Westmittelfranken ist Herr Reulein seit 2019 tätig.

Herr Reulein, in den Bayerischen Lehrplänen für die Zimmererausbildung wird an verschiedenen Stellen darauf hingewiesen, neben dem zeichnerischen und rechnerischen Abbund, auch Computer gestützt Pläne zu erstellen. Welchen Stellenwert hat das in ihren Augen?

Es ist ganz wichtig, die Lehrlinge möglichst breit gefächert auszubilden. Dazu gehört selbstverständlich auch die Unterweisung mit Abbundprogrammen. Es geht jedoch hierbei darum, einen ersten Eindruck von den Möglichkeiten dieser Tools zu vermitteln. Wir wollen und können keine hochqualifizierten Spezialisten ausbilden. Das muss dann später im Betrieb erfolgen.

Die Digitalisierung hält in allen Berufen mehr und mehr Einzug. Da können wir in unserem Handwerk, das sich als modern und innovativ bezeichnet, doch nicht außen vor bleiben. Es werden ja zum Beispiel heutzutage verstärkt Abbundanlagen eingesetzt, deren Ansteuerungsdaten am Rechner generiert werden, oder denken sie an die Einführung des Online-Berichtsheftes.

Im Übrigen kommen die Auszubildenden mit dem Thema CAD gut zurecht und finden es außerdem „cool“ und zeitgemäß. Man darf da auch die Wirkung nach außen nicht unterschätzen. Es spricht sich schon rum, dass die Ausbildung im Zimmererhandwerk modern ist.

Wie integrieren Sie den CAD-Unterricht in ihrem schulischen Alltag?

Grundlage bildet natürlich zuerst einmal die Vermittlung des zeichnerischen und rechnerischen Abbunds. Das sind die unverzichtbaren Basics. Die müssen sitzen. Wir fangen aber schon im BGJ-Zimmerer mit dem CAD-Unterricht an und haben dafür etwa 3 Schulstunden pro Woche vorgesehen. Am Ende dieses ersten Ausbildungsjahres ist ja laut Lehrplan eine umfangreiche Projektarbeit vorgesehen. Die wird komplett von den Azubis in 3-D gezeichnet.

Da kommen tolle Sachen bei raus und die Schülerinnen und Schüler sind mit großem Engagement dabei. Das vertiefen wir dann im 2. und 3 Lehrjahr, auch wenn hier manchmal die Zeit knapp wird. Doch alle Azubis bekommen von den Herstellern der Abbundprogramme eine kostenlose Schülerversion und können so zu Hause üben und zeichnen.

Seit 2023 wird eine CAD-Aufgabe im Praxisteil der Zwischenprüfung verlangt. Die wird auch im kommenden Jahr bei der Gesellenprüfung eingeführt werden. Wie kommen die Azubis und ihre Prüferkollegen damit klar?

Eine CAD-Aufgabe in beiden Prüfungen zu stellen ist absolut sinnvoll. Da hat der Berufsbildungsausschuss, der die Aufgaben entwickelt und beschließt, die richtige Entscheidung getroffen. Die Erfahrung zeigt doch, dass in der Regel verstärkt das unterrichtet wird, was auch bei den Prüfungen drankommt. Keine CAD-Aufgabe, kein oder zumindest wenig CAD-Unterricht.

Für die Prüflinge war das wirklich kein Problem. Im Gegenteil finden sie es gut, dass sie hier ihr Gelerntes unter Beweis stellen können. Auch meine Prüferkollegen hatten keinerlei Schwierigkeiten. Besonders die externen Mitglieder unseres Prüfungsausschusses, also die Arbeitgeber und Arbeitnehmervertreter, fanden die neue Praxisaufgabe praxisnah und sinnvoll.

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